Hast du dich schon einmal näher mit dem Chartaufbau und der Chartdarstellung mittels Candles (auch Candlechart genannt) beschäftigt? Falls nicht, dann hast du bis jetzt viel Potenzial verschenkt. Denn mit dem Wissen um den Chartaufbau und über die unterschiedlichen Darstellungen der verschiedenen Zeiteinheiten bringst du deine Analysefähigkeiten noch einmal auf ein ganz anderes Level.
In diesem Artikel möchten wir zunächst weitere Grundlagen der Charttechnik vermitteln, bevor wir in kommenden Artikeln tiefer in die Materie einsteigen und dir somit dabei helfen ein noch besseres Verständnis über die Abläufe an den Märkten zu erhalten.
Wenn du dich mehr mit der charttechnischen Analyse beschäftigen möchtest, dann gefällt dir bestimmt auch unser letzter Artikel Trend Trading nach Markttechnik – So geht´s.
Chartdarstellung mittels Candles
Zunächst möchten wir uns mit den Grundlagen der Chartdarstellung mittels Candles auseinandersetzen, damit du in den nächsten Artikeln auch mitkommst.
Die gängigste Chartdarstellung erfolgt inzwischen mittels den sogenannten Candles (Kerzen). Aber auch der sogenannte Barchart ist eine Variante, die grundsätzlich die gleichen Informationen enthält.
Diese Form der Chartdarstellung, ob Candlechart oder Barchart, ermöglicht es mehr Informationen zu erhalten, als es beispielsweise durch einen Linienchart möglich wäre.
Die Basis aller Kursverläufe ist der Tickchart. In einem Tickchart wird jede Preisveränderung eines Basiswerts festgehalten. Mit jeder Preisveränderung wird der Chart weiter fortgezeichnet.
Die Darstellung eines Kursverlaufes mittels Tickchart ist allerdings etwas ungünstig. Zunächst lassen sich allein aus Gründen der Skalierung keine großen Zeiträume darstellen, da der Tick eben die kleinste Einheit darstellt. Des Weiteren ist der Tickchart nicht zeitgebunden. Wann ein neuer Tick generiert wird, ist ganz unterschiedlich. Es kann je nach Basiswert mehrere Minuten dauern, bis ein neuer Tick entsteht und somit der Chart fortgezeichnet wird.
Die Erfindung des Candlecharts hat diese Probleme zum Glück gelöst.
Eine Candle ist grundsätzlich nichts anderes als eine zeitliche Zusammenfassung eines Kursverlaufs in bestimmte vorher definierte Perioden. Eine einzelne Candle stellt also immer eine bestimmte Zeiteinheit (Periode) dar, die sich in der Regel über ein Chartprogramm ganz individuell einstellen lässt.
Eine gängige Zeiteinheit einer Candle lautet beispielsweise H1.
H1 steht für die Periode einer ganzen Stunde. Hier ist also in einer Candle der komplette Kursverlauf über 60 Minuten dargestellt.
Das Besondere an dieser Darstellung ist nun, dass der Tickchart damit auf zeitlicher Ebene zusammengefasst wird. Bei einer H1 Candle ist es nun unerheblich, wie viele Ticks in diesem Zeitraum generiert wurden. Sind 60 Minuten vergangen, dann wird eine neue Candle generiert, die dann wiederum alle Preisveränderungen der nächsten 60 Minuten umfasst, usw.
Nun ist die Periode H1 nur eine Zeiteinheit. Viele Chartprogramme bieten inzwischen die Möglichkeit, die Länge der einzelnen Perioden individuell einzustellen.
Somit erhält man je nach Einstellung unterschiedliche Zoomstufen eines Charts. Möchte man mehr ins Detail gehen, dann stellt man die Periode beispielsweise auf M1. M1 steht dabei für 1 Minute.
In dieser Einstellung sieht man den Kursverlauf sehr detailliert und kann genau erkennen, welche Kursschwankungen innerhalb einer H1 Candle erfolgt sind.
Möchte man weiter herauszoomen, dann wählt man z.B. die Periode D1. D1 steht für 1 Tag.
In dieser Einstellung ist der gesamte Handelstag in einer einzigen Candle dargestellt. Nun sieht man zwar nicht mehr welche Kursverläufe innerhalb des Handelstages erfolgt sind, dennoch lassen sich auch auf dieser Einstellung durch den cleveren Aufbau einer Candle die wichtigsten Informationen herauslesen. Dazu gleich mehr.
Durch die Möglichkeit den Kursverlauf in verschiedene Perioden einteilen zu können und somit unterschiedliche Zoomstufen zu erreichen, lassen sich sowohl große Zeiträume als auch kurzfristige Kursverläufe betrachten, was über den reinen Tickchart nicht möglich ist.
Der Aufbau von Candles
Eine Candle ist simpel aufgebaut, enthält dabei jedoch sehr nützliche Informationen.
Zur Vereinfachung betrachte bitte das Bild am Ende dieses Abschnittes.
Eine Candle besteht stets aus einem Kerzenkörper und den Dochten am oberen und unteren Ende des Kerzenkörpers. Der Kerzenkörper und die Dochte können dabei ganz unterschiedliche Ausprägungen haben und teilweise auch kaum sichtbar sein.
Der Kerzenkörper wird durch den Eröffnungskurs und den Schlusskurs einer Candle markiert. Je nachdem, ob es am Ende eine negative oder eine positive Candle wird, liegt der Schlusskurs entweder oberhalb (positive Candle) oder unterhalb (negative Candle) des Eröffnungskurses.
Eine positive Candle kann z.B. so entstehen, dass der Kurs zunächst etwas fällt und im weiteren Verlauf über den Eröffnungskurs auf ein neues Hoch läuft. Nach unten entsteht dadurch ein Docht und nach oben bildet sich nun ein positiver Kerzenkörper aus.
Hat die positive Candle ihren Hochpunkt erreicht und fällt der Kurs wieder etwas zurück, bevor die Candle abgeschlossen ist, dann entsteht ein Docht auf der Oberseite. Ist die Candle abgeschlossen, dann können wir ihr folgende Informationen entnehmen:
- Eröffnungskurs
- Schlusskurs
- Richtung (positiv oder negativ)
- Hoch
- Tief
- Komplette Handelsspanne der Periode
Die Ausprägung einer einzelnen Candle lässt sich stets über das Chartprogramm herauslesen und somit die wichtigsten Werte ermitteln. Die Farbe der einzelnen Candles ist natürlich auch individuell einstellbar. Ob Rot, Grün, Blau, Schwarz, Weiß ist dabei nicht von Belang, solange man selbst damit zurechtkommt.

Nachteil der Chartdarstellung mittels Candles
Auch wenn die Chartdarstellung mittels Candles sehr praktisch ist und viele Vorteile für den geübten Anwender bietet, so gibt es einen gravierenden Nachteil für den Charttechniker.
So lässt sich aus einer einzelnen Candle nicht herauslesen, welchen Verlauf der Kurs innerhalb dieser Candle genommen hat.
Nehmen wir z.B. die Periode D1, dann können wir zwar die gesamte Tageshandelsspanne, den Eröffnungs- und Schlusskurs, usw. ablesen. Was wir jedoch nicht erkennen können, ist, ob es sich an diesem Handelstag um einen kontinuierlichen Kursverlauf gehandelt hat, der den gesamten Tag in eine Richtung erfolgte, oder ob an diesem Tag der Kurs mehrmals das Tageshoch und das Tagestief angelaufen hat.
Beide Kursverläufe haben eine komplett andere Aussagekraft und lassen dementsprechend auch eine andere Einschätzung der jeweiligen Marktsituation zu.
Zwar lässt sich dieses Problem ganz einfach lösen, indem man die Periode wechselt, doch erhöht dies damit den Aufwand und die Komplexität der Analyse, da man in der Lage sein muss sich in die unterschiedlichen Perioden hineinzudenken.
Besonders wer gerade anfängt, sich mit der Charttechnik und der Darstellung mittels Candles zu beschäftigen, wird oft den Überblick verlieren. Mit entsprechender Übung werden die Vorzüge dieser Chartdarstellung jedoch immer deutlicher.
Candle-Formationen und was dahintersteckt!
Im Netz gibt es viele Informationen zu den unterschiedlichsten Candle-Formationen mit entsprechender Beschreibung, was diese aussagen.
Wir möchten hier jetzt nicht die unterschiedlichen Candle-Formationen besprechen, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, dass Candle nicht gleich Candle ist.
Wie wir oben bereits beschrieben haben, ist ein wesentlicher Nachteil von der Chartdarstellung mittels Candles, dass der interne Kursverlauf dabei nicht erkennbar ist.
So haben auch die Candle-Formationen je nachdem wie das Kursverhalten innerhalb dieser Candle war, eine andere Aussagekraft und somit hat auch das Signal einer bestimmten Candle-Formation eine andere Signifikanz.
Allein mit diesem Wissen bist du bereits in der Lage, Candle-Formationen besser zu bewerten. Dazu musst du nun lediglich überprüfen, wie der Kursverlauf innerhalb der jeweiligen Candle war, indem du die Periodeneinstellung veränderst.
Wir haben einmal zwei klassische Candle-Umkehrformationen dargestellt, die dies einigermaßen gut verdeutlichen. Einmal die klassische Hammercandle und das Bullish Engulfing Pattern, die jeweils eine Umkehr von Short zu Long ankündigen sollen.
Dazu haben wir einmal zwei unterschiedliche Kursverläufe eines M5 Charts herausgesucht, die die nahezu gleiche H1 Candle ausformen.


Deutlich zu erkennen ist die unterschiedliche Dynamik der beiden Kursverläufe.
Der jeweils erste Kursverlauf zeigt kaum Dynamik, wohingegen der jeweils zweite Kursverlauf eine hohe Aufwärtsdynamik und Momentum aufweist.
Du kannst für dich einmal selbst bewerten, welches der beiden Varianten du eher für einen Trade nutzen würdest.
Im Trading liegt der Unterschied zwischen profitabel und unprofitabel nicht darin, wie viel man aus einem Trade herausholt. Der maßgebliche Erfolg hängt von der Fähigkeit ab, gute Chancen zu erkennen und die „Geht so Trades“ wegzulassen.
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Weiterhin erfolgreiche automatisierte Trades wünscht dir das Team von Trading-Kings.
Mit der Börse kam David Warney das erste Mal im Alter von 15 in Kontakt. Er begann seine Ausbildung in einer Vermögensverwaltung und arbeitete dort insgesamt 8,5 Jahre. Bis heute hat er die Leidenschaft für die Börse nicht verloren und ist heute noch immer Trader, Investor und Unternehmen. Primär tradet er Devisen, DAX und US-Aktien.