Indikatoren gehören zum Handwerkzeug eines charttechnisch orientierten Traders dazu. Am Anfang verwirrt die schiere Anzahl an Indikatoren jedoch und zusätzlich gilt es auch die Stärken und die Schwächen eines Indikators zu kennen, um ihn entsprechend profitabel einsetzen zu können.
In diesem Artikel widmen wir uns dem DMI-Indikator (Average Directional Movement Index) und du wirst lernen, wie dieser spannende Indikator funktioniert und wie du ihn am effektivsten einsetzt.
Was sind Indikatoren und wozu sind sie da?
Zunächst ist es jedoch unerlässlich, dass du verstehst, was Indikatoren überhaupt sind, wozu sie da sind und ganz wichtig, was sie nicht sind!
Platt ausgedrückt sind Indikatoren im Trading optische und mathematische Hilfsmittel für verschiedenste Ansätze im Trading.
Die meisten Indikatoren werden auf einen historischen Kursverlauf angewendet, womit die Grundlage dieser Indikatoren immer die Vergangenheit ist. Diese Tatsache ist ein bedeutungsvoller Punkt, denn ein Indikator zeigt niemals die Zukunft, sondern gibt immer nur eine bestimmte Information bzw. eine Aussage auf Basis der bisherigen Daten.
Auf Basis bisheriger Muster und typischer Verläufe werden damit dann Prognosen für die Zukunft erstellt, die eine statistische Wahrscheinlichkeit haben.
Daher kann ein Indikator allein nicht für profitables Trading sorgen und so ist ein einzelner Indikator für sich betrachtet auch wertlos. Nur mit einem Indikator allein lassen sich folglich keine sinnvollen Strategien ableiten.
Der wirkliche Nutzen von Indikatoren besteht darin, dass bestehende profitable Ansätze damit optimiert werden können, indem man Indikatoren als Filter oder als Bestätigung einsetzt.
Also ist die Basis erfolgreichen Tradings erst einmal ein grundlegendes Marktverständnis und eine daraus resultierende Vorgehensweise an den Märkten zu agieren.
Jeder erfolgreiche Trader weiß, dass die Performance durch die Trades verbessert wird, die man nicht hätte traden sollen. Genau da haben Indikatoren ihre Stärken, wenn man weiß, wie der jeweilige Indikator funktioniert und wie man diesen sinnvoll anwendet.
Was kann der DMI-Indikator?
Bevor wir uns dem DMI-Indikator widmen, müssen wir zunächst die Wirren der Bezeichnungen etwas auflösen.
Damit du den richtigen Indikator trotz unterschiedlicher Bezeichnungen findest, hier nur kurz die wichtigsten Bezeichnungen.
Die generelle Bezeichnung lautet Directional Moving Average und wird DMI abgekürzt. Da der Average Directional Index (ADX) meistens ebenfalls Bestandteil des DMI´s ist, wird häufig auch die von uns genutzte Bezeichnung Average Directional Movement Index verwendet. Diese Bezeichnung wird dann meist aber lediglich mit ADX abgekürzt, was im Grunde so auch nicht richtig ist. Im Gebrauch wird mit DMI und ADX oft die gleiche Art von Indikator gemeint, wobei der ADX, wie bereits erwähnt, Teil des heutzutage häufig verwendeten DMI´s ist.
Der Average Directional Movement Index (DMI-Indikator) ist zunächst einmal ein Trendfolge-Indikator, der dabei hilft, die Richtung eines Trends frühzeitig zu bestimmen und zusätzlich die Stärke eines Trends einschätzen zu können.
Wie der Average Directional Movement Index berechnet wird, das erklären wir am Ende dieses Artikels, denn die Berechnungsmethode ist für den erfolgreichen Einsatz nicht zwingend erforderlich.

Der DMI-Indikator besteht aus zwei Grundbausteinen. Zunächst aus den beiden +DI und -DI Linien und dem ADX an sich.
Die +DI und -DI sind im Grunde wie zwei auf den Chart eingeblendete Moving Averages zu verstehen und geben eine Aussage über die Trendrichtung an.
So wie zwei unterschiedlich eingestellte und miteinander kombinierte Moving Averages die Trendrichtung angeben, wenn der langsamere Moving Average vom schnelleren Moving Average geschnitten wird, so geben auch die DI-Linien Aufschluss über eine mögliche neue Trendrichtung.
Kreuzt die +DI Linie die -DI Linie von unten nach oben, dann haben wir es mit einem möglichen neuen Aufwärtstrend zu tun und dies gilt umgekehrt entsprechend für einen möglichen neuen Abwärtstrend.
Besonders spannend ist nun die zusätzliche Average Directional Index Linie. Diese gibt an, wie stark eine aktuelle Bewegung ist. Steigt die ADX an, dann handelt es sich um eine starke Trendbewegung. Läuft die ADX-Linie jedoch zurück, so zeigt dies einen Rückgang der Dynamik an.
Die ADX-Linie kann man dabei so ähnlich wie das Signal von Oszillatoren betrachten.
Befindet sich die ADX-Linie nämlich weit oben nach einem kräftigen Anstieg, dann ist die aktuelle Bewegung bereits weit fortgeschritten und eine Korrektur könnte bald anstehen.
Fällt die ADX-Linie nach einem kräftigen Anstieg und laufen dann auch die DI-Linien stetig näher zusammen, so ist mit dem Einsetzen einer Korrektur zu rechnen.
Diese Information kann man dann nutzen, um Teilverkäufe zu tätigen, einen bestehenden Trade eng abzusichern, oder in dieser Phase keinen neuen Trade in Trendrichtung mehr zu eröffnen.
Die eigentliche Aufgabe des ADX oder DMI-Indikators ist es jedoch anzuzeigen, wann eine Korrektur möglicherweise endet, um dann gepaart mit einer entsprechenden Analyse trendkonforme Trades einzugehen.
Den ADX im MetaTrader 4 und 5 einfügen und richtig einstellen
Im MetaTrader lässt sich der Average Directional Movement Index sehr einfach auf den Chart anwenden. Die Vorgehensweise ist dabei für den MetaTrader 4 und für den MetaTrader 5 identisch.
Öffne bitte zunächst deine MetaTrader Handelsplattform auf deinem PC oder Laptop und öffne einen beliebigen Chart.
Oben in der Leiste gehst du zunächst auf „Einfügen“, dann auf „Indikatoren“ und unter „Tendenz“ solltest du den Begriff „Average Directional Movement Index“ recht weit oben finden. Es können jedoch auch die Abkürzungen ADX oder DMI dort stehen. Manchmal gibt es zwei Varianten. In dem Fall nimmst du dann den „Average Directional Movement Index Wilder“. Im ADX ohne „Wilder“ ist dann in der Regel nur die Average Directional Index Linie drin.
Alternativ kannst du auch im letzten Schritt unter „Benutzerdefiniert“ schauen, solltest du nicht direkt fündig werden.

Der ADX nach Wilder ist meistens bereits mit der Standardeinstellung 14 voreingestellt. Die 14 gibt an wie viele Perioden (Kerzen oder Bars) berücksichtigt werden.
Diese Einstellung ist nur sehr allgemein und du solltest den ADX somit passend zu deinem Markt richtig einstellen.
Erhöhst du den Wert für die Perioden, dann ist der Average Directional Movement Index nicht so sensitiv und verringerst du den Wert, dann reagiert der ADX bzw. DMI schneller.
Wir haben für das Indextrading mit einem Wert zwischen 20 und 30 Perioden gute Erfahrungen gemacht, aber auch mit der Standardeinstellung wirst du gute Ergebnisse haben. Schaue am besten selbst welche Einstellung zu deinem Markt passt.
Wichtig für die richtige Einstellung des DMI-Indikators ist, dass du dir im Vorfeld Gedanken darüber machst, wofür genau du diesen Indikator einsetzen möchtest.
Möchtest du den DMI-Indikator dafür nutzen, um auf Korrekturen heraus trendkonform zu handeln, dann bietet sich eine engere Einstellung an. Findest du bereits gute Einstiege im Trendtrading und möchtest du eher Zielbereiche definieren und wissen, wann eine Bewegung zu Ende sein könnte, dann bietet sich eine weite Einstellung des DMI-Indikators an.
Zum Schluss solltest du dir für den ADX noch einen Extremwert festlegen. Weiter oben haben wir beschrieben, dass eine stark angestiegene ADX-Linie bis in einen Extrembereich für eine weit fortgeschrittene Bewegung spricht und diese zu Ende sein könnte, sobald die ADX-Linie beginnt zu fallen.

Für uns hat sich als Extremwert 50 gut bewährt. Diesen Wert gibst du in den Einstellungen für den DMI-Indikator unter „Ebenen“ an. Manchmal ist eine Ebene bereits voreingestellt. Diese änderst du dann, indem du auf den Wert doppelklickst. Alternativ kannst du auch einen neuen Wert anlegen. Dazu klickst du auf „Hinzufügen“ und schon kannst du den gewünschten Wert eintragen.
Der eingetragene Extremwert wird dann als horizontale Linie im Indikatorfenster angezeigt. Steigt die ADX-Linie nun darüber an, dann siehst du auf den ersten Blick, dass sich der ADX in einem Extrembereich befindet.
Den DMI-Indikator richtig lesen.
Wie zuvor erwähnt, besteht der DMI-Indikator aus grundlegend zwei Bestandteilen, die ADX-Linie und die DI-Linien.
Die +DI-Linie steht für die Aufwärtsseite und die -DI-Linie steht für die Abwärtsseite.
Ist die +DI Linie oberhalb der -DI Linie, dann handelt es sich auf der jeweiligen Periodeneinstellung um einen Aufwärtstrend und umgekehrt handelt es sich dann um einen Abwärtstrend. So weit klar.
Eine Kreuzung dieser Linien zeigt zunächst lediglich an, dass die aktuelle Bewegung ihr Ende finden könnte. Zumindest ist dies ein Signal dafür, dass du genauer hinschauen solltest.
Weiterhin zu beachten ist, wie weit sich die +DI und die -DI Linie voneinander entfernen und welche Tendenz sich dabei ergibt. Haben sich die DI Linien gerade gekreuzt und laufen diese auseinander, dann spricht dies meist für den Beginn einer neuen Bewegung.
Halten die DI-Linien mehr oder weniger ihren Abstand zueinander, wobei diese mit kleineren Korrekturen auch in Wellen laufen, dann ist die aktuelle Bewegung voll intakt. Steigt die ADX-Linie parallel stetig an, dann ist dies eine hervorragende Bestätigung für eine intakte Trendbewegung und es gibt nichts weiter zu tun.
Hat die ADX-Linie ihren Extremwert überschritten, dann ist dies für dich das Signal nun genauer hinzuschauen. Beginnt die ADX-Linie nun zu fallen und laufen auch die DI-Linien zusammen, dann steht das Ende der aktuellen Bewegung an. Kreuzen sich die DI-Linien schlussendlich, dann kann dies als Signal für einen Ausstieg aus einem Trade gelten.
Wichtig zu beachten ist, dass ein Ausstiegssignal nicht gleichzeitig das Signal für einen Gegentrade darstellt, sondern nur, dass die aktuelle Bewegung zu Ende sein könnte.
Der DMI-Indikator ist stark in der Trendfolge und schwach bei antizyklischen Trades. Grundlage sollte daher immer eine entsprechende Analyse sein, mit der du zunächst die übergeordnete Trendrichtung bestimmst, in der du handeln möchtest.
Schauen wir uns einfach einmal einen Beispieltrade mit Unterstützung des DMI-Indikators an.

Läuft nun die Korrektur des jeweiligen Trends, dann wartest du nun auf das nächste Signal des DMI-Indikators, um erneut aus der Korrektur heraus einen neuen Trade abzusetzen.
Dafür wartest du zunächst eine ausreichend starke Korrektur ab. Mit anderen Methoden, wie der Fibonacci-Analyse lassen sich beispielsweise passende Korrekturlevel ermitteln. Aber auch Moving Averages sind gut geeignet.
Haben die DI-Linien in einem übergeordneten Abwärtstrend während der Korrektur eine Aufwärtsbewegung angezeigt und kreuzt nun die +DI-Linie die -DI-Linie nach unten, dann kann dies als Einstiegssignal für eine Shorttrade verwendet werden.
Wir sind direkt mit dem Signal eingestiegen und haben den Stop Loss über dem letzten Hoch platziert.
Der Einstieg wäre also geschafft und nun kommt die große Gretchenfrage. Wie steigst du wieder aus?
In unserem Beispiel haben wir auf ein valides Gegensignal gewartet. Dazu nehmen wir wieder das Kreuzen der DI-Linien, die damit das Ende einer Bewegung anzeigen und zusätzlich den ADX aus einem Extrembereich heraus.
In unserem Beispieltrade siehst du nun viele Kreuzungen der DI-Linien. Der ADX hat jedoch den Extremwert noch nicht erreicht. Erst als der ADX einen Extremwert erreichte, dann wieder gefallen ist und die DI-Linien sich so kreuzten, dass ein Ende der Bewegung angezeigt wurde, haben wir den Trade beendet.
Aber Achtung! Das ist ein wirklich guter Beispieltrade und natürlich sieht es nicht immer so sauber aus. Daher nimm dir ausreichend Zeit, deinen Markt zusammen mit dem DMI-Indikator rückwärtig anzuschauen, um die besten Muster und Einsatzmöglichkeiten herauszufinden.
Schlussendlich geht es immer um Erfahrung und mit Sicherheit wirst du zunächst auch viele schlechte Trades mit dem DMI-Indikator umsetzen. Dass du für deine Tests ein Demokonto nutzen solltest, müssten wir eigentlich nicht extra erwähnen, tun es aber trotzdem.
Je länger du jedoch mit dem DMI-Indikator übst und somit ein Gespür für die geeigneten Konstellationen entwickelst, desto bessere Ergebnisse wirst du mit dem DMI-Indikator erzielen.
Wie wird der DMI-Indikator berechnet?
Kommen wir abschließend dazu, wie der DMI-Indikator funktioniert. Der Kern des DMI-Indikators sind die DI-Linien, die nach Wilder durch die Average Directional Index Linie ergänzt wurde.
Nehmen wir für den DMI die Standardeinstellung, dann wird dieser so berechnet, dass zunächst die Hochs und Tiefs der letzten 14 Perioden ermittelt wird.
Für den +DM14 wird das Hoch der aktuellen Periode (HaP) minus dem Hoch der vorangegangenen Periode (HvP) und dann noch das Tief der vorherigen Periode (TvP) minus dem Tief der aktuellen Periode (TaP) errechnet. Der größere Wert wird dann für die weitere Berechnung verwendet.
HaP – HvP und TvP – TaP = der größere Wert wird genommen
Zusätzlich fließt die ATR (Average True Range) mit dem entsprechenden Wert für die eingestellten Perioden mit ein. In unserem Beispiel die ATR14.
Die Formel lautet damit: +DI = 100 x (+DM14 / ATR14)
Für den -DI wird die Berechnung des -DI14 dann umgekehrt. Also wird das Tief der vorherigen Periode (TvP) minus dem Tief der aktuellen Periode (TaP) und das Hoch der aktuellen Periode (HaP) minus dem Hoch der vorherigen Periode (HvP) errechnet. Auch hier wird dann der größere Wert für die weitere Berechnung verwendet.
TvP – TaP und HaP – HvP = der größere Wert wird genommen
Die +DI14 und die -DI14 Linien stellen dabei dann die gleitenden Mittelwerte der +/-DI Werte über die letzten 14 Perioden dar.
Und zum Schluss wird dann noch mit den zuvor ermittelten Werten die Average Directional Index Linie (ADX) berechnet.
Die Formel für die ADX lautet dann wie folgt:
ADX = 100 x ((+DI14 – -DI14) / (+DI14 + -DI14))
Unser Fazit zum DMI-Indikator
Der DMI-Indikator ist nicht leicht zu lesen und es erfordert sehr viel Übung, mit diesem Indikator beständig gute Trades umzusetzen. Doch bietet der DMI-Indikator besonders für Trendtrader eine sehr gute Unterstützung, um das Maximum aus einem Trade herauszuholen.
Dabei lässt sich der DMI-Indikator auch sehr gut mit anderen Indikatoren, wie zum Beispiel dem Parabolic SAR nutzen, um noch bessere Entscheidungen treffen zu können.
Den Kombinationsmöglichkeiten unterschiedlichster Indikatoren widmen wir uns jedoch in einem anderen Artikel.
Viel Spaß beim Ausprobieren des DMI-Indikators und viel Erfolg wünscht dir das Team Trading-Kings!
Mit der Börse kam David Warney das erste Mal im Alter von 15 in Kontakt. Er begann seine Ausbildung in einer Vermögensverwaltung und arbeitete dort insgesamt 8,5 Jahre. Bis heute hat er die Leidenschaft für die Börse nicht verloren und ist heute noch immer Trader, Investor und Unternehmen. Primär tradet er Devisen, DAX und US-Aktien.