Entspannt mit dem Laptop am Pool sitzen und gewissermaßen nebenbei Geld verdienen durch ein paar Klicks – so stellen sich viele das Leben eines Traders vor. Also: Trading lernen? Wer vom Handel mit Vermögenswerten lebt, kann seine Zeit frei einteilen, ist finanziell unabhängig und kann sein Leben in vollen Zügen genießen. So sehen zumindest einige weitverbreitete Trading-Klischees aus. Doch wie realistisch ist es wirklich, mit dem Traden gutes Geld zu verdienen und vielleicht sogar davon leben zu können? Die Antwort darauf ist nicht einfach.
Falls auch du mit dem Gedanken spielst, das Traden zu lernen, solltest du dir zunächst einen einfachen Umstand bewusst machen: Über 70 Prozent der Trader verlieren Geld. Das Abenteuer Trading endet für die Mehrheit mit einem empfindlich geschrumpften oder gänzlich leerem Konto. Doch es ist kein Naturgesetz, dass Unerfahrenheit an der Börse bestraft werden muss. Diese kleine Einführung kann dir eine erste Ahnung davon geben, was das Traden wirklich ausmacht.
Was ist Trading?
„Trading“ heißt zunächst einmal nichts weiter als Handel. Ein Trader ist ein Händler, dem es wie allen anderen Händler auch darum geht, möglichst billig einzukaufen, um später teurer zu verkaufen. Zum Traden eignen sich die unterschiedlichsten Vermögenswerte. Sie alle eint, dass sie an öffentlichen Handelsplätzen beziehungsweise Börsen gehandelt werden und somit ständigen Preisschwankungen unterliegen. Ein Trader versucht, diese Schwankungen für sich zu nutzen. Ob er Rohstoffe, Indizes, Aktien, Kryptowährungen oder klassische Währungen handeln möchte: Dem Trader bieten sich viele interessante Märkte.
Anders als etwa ein Gemüsehändler hat ein Trader jedoch keinen Zulieferer und damit auch keine günstigen Ankaufpreise. Wer tradet, tritt unweigerlich gegen alle anderen Marktteilnehmer an. Der Hedgefonds-Manager mit vielen Jahren Erfahrungen handelt im gleichen Markt wie der blutige Anfänger. Um angesichts dieser Konkurrenz bestehen zu können, ist es für Trader von größter Wichtigkeit, ständig an sich zu arbeiten, aus Fehlern zu lernen und immer flexibel im Denken zu bleiben. Heute ist das Traden so einfach wie noch zu keiner Zeit. Geringe Gebühren, benutzerfreundliche Handelsplattformen und Apps locken viele Neugierige an. Die Verlockung, sich einfach mal in den Markt zu stürzen, ist so groß wie nie zuvor – und damit auch das Risiko, in kurzer Zeit viel Geld zu verlieren.
Um noch etwas besser zu begreifen, was Trading ist, sollte man auch verstehen, was es nicht ist. Für einen Trader ist es nicht entscheidend, was er tradet. Das unterscheidet ihn von einem Investor. Wer sein Geld investiert, legt größten Wert auf Qualität. Ist das Geschäftsmodell des Unternehmens gut für die Zukunft gerüstet? Ist die entsprechende Aktie fair bewertet oder zu teuer? Mit welchen spezifischen Risiken hat das Unternehmen zu kämpfen? Das sind Beispiele für Fragen, die Investoren umtreiben. Ihnen geht es um die langfristigen Aussichten ihres Investments. Ihr Zeithorizont umfasst mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. All diese Überlegungen sind für Trader völlig uninteressant, da sie Vermögenswerte nur für einen kurzen Zeitraum erwerben und schnell wieder verkaufen. Sie sind auch nicht zwingend davon abhängig, dass ein Vermögenswert im Preis zulegt (long), da sie auch auf fallende Kurse (short) spekulieren können.
Je nach Haltedauer lassen sich verschiedene Trading-Stile unterscheiden. Beim Swing-Trading werden Positionen für mehrere Tage bis hin zu einigen Wochen oder Monaten gehalten. Daytrader handeln innerhalb eines einzigen Handelstages, sodass sie bei Börsenschluss keine offenen Positionen mehr haben. Noch schneller verläuft das Scalping, bei dem ein Trade innerhalb weniger Sekunden beziehungsweise Minuten eröffnet und wieder geschlossen wird. Letztlich ist es eine Typfrage, für welchen Trading-Stil man sich entscheidet. Besonders für Berufstätige ist es darüber hinaus auch schlicht eine Zeitfrage. Da sie die Kursverläufe nicht ständig verfolgen können, ist für sie vorwiegend das Swing-Trading interessant.
Die Trend-Analyse
Das wichtigste Hilfsmittel zum Traden ist der Chart. Ein Chart zeigt die Preisentwicklung eines Vermögenswertes in einer bestimmten Zeiteinheit (Timeframe). Je nach Trading-Stil sind unterschiedliche Timeframes relevant. Wichtige Timeframes sind zum Beispiel 1 Minute, 5 Minuten, 1 Stunde, 1 Tag, 1 Woche oder 1 Monat. Alle Marktteilnehmer arbeiten im Grunde mit dem gleichen Chart, um ihre Entscheidungen zu treffen, ziehen aus ihm aber oftmals völlig unterschiedliche Schlüsse. In welche Richtung ein Kurs sich entwickeln wird, weiß letztlich niemand. Die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Kursentwicklungen sind jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Trader versuchen, von diesem Umstand zu profitieren.
Grundsätzlich können Kurse steigen oder fallen. Bewegt sich ein Kurs langfristig in eine bestimmte Richtung, spricht man von einem Trend. Markiert ein Kurs langfristig höhere Hochs sowie höhere Tiefs, hat man es mit einem steigenden Trend zu tun. Ein langfristig fallender Trend zeichnet sich demgegenüber durch tiefere Hochs und tiefere Tiefs aus. Wichtig ist hierbei, von einem eher übergeordnetem Timeframe auszugehen, der mehrere Tage, Wochen oder Monate umfasst. Nimmt man einen zu kurzen Timeframe zur Grundlage, kann es leicht zu verzerrten Einschätzungen kommen. So kann es beispielsweise sein, dass ein Kurs innerhalb eines Tages stark steigt. Handelt es sich also um einen steigenden Trend? Nicht unbedingt, denn der Blick auf die größere Zeiteinheit (1 Woche) könnte zeigen, dass es sich nur um eine zwischenzeitliche Erholung nach einem heftigen Abverkauf handelt. Der Abwärtstrend ist also nach vor intakt.
Die wenigsten Kurse schließen genau dort, wo sie eröffnet haben. Minimale Kursveränderungen wecken jedoch kaum das Interesse von Tradern. Ihnen geht es um möglichst starke Bewegungen in steigender oder fallender Richtung, da sie die höchsten Gewinne versprechen. Es gibt jedoch auch seitlich verlaufende Trends (Range). Bei diesen lässt sich nicht eindeutig erkennen, in welche Richtung die Kurse tendieren. Trader sollten darauf verzichten, Range-Trends zu handeln. Erstens lassen sie sich besonders schwer einschätzen und zweitens fehlt ihnen die Bewegung, ohne die höchstes sehr überschaubare Gewinne möglich sind. Hinzu kommt, dass Handelsplattformen Swap-Gebühren berechnen, wenn eine Position über mehrere Tage gehalten wird. Auf diese Weise verliert man Geld, obwohl sich der Kurs kaum von der Stelle bewegt.
Gelingt es dir, mithilfe des Charts einen eindeutigen Trend zu identifizieren, ist das bereits ein guter Anfang. Ein steigender Trend lockt tendenziell weitere Käufer an, während ein fallender Trend eher die Alarmglocken schrillen lässt, sodass sich mögliche Käufer mit einem Einstieg noch zurückhalten. Die Folge ist, dass der steigende Trend wahrscheinlich eher weiter steigt und der fallende weiter schwach aussehen dürfte. Grundsätzlich ist es wahrscheinlicher, dass sich ein Trend fortsetzt, als dass er sich plötzlich in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. Für dich folgt daraus, dass du auf jeden Fall versuchen solltest, in Trendrichtung zu handeln.
Widerstände und Unterstützungen
Den Trend zu erkennen, reicht zum Traden natürlich längst nicht aus. Um konkrete Einstiegspunkte für einen Trade zu finden, sind weitere Informationen erforderlich, die sich ebenfalls im Chart erkennen lassen. Dabei kommt dem Preis eines Vermögenswertes die zentrale Bedeutung zu. Nehmen wir an, dass der Aktienkurs eines Unternehmens schon seit längerer Zeit nur eine Richtung kennt: nach oben. Der Kursanstieg verläuft jedoch alles andere als kerzengerade. Im Moment kostet die Aktie 90 Euro. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte sie bereits 100 Euro gekostet, doch dieses Hoch wurde schnell wieder abverkauft.
Es ist also zu erkennen, dass es sich um einen steigenden Trend handelt, der Kurs aber Schwierigkeiten hat, sein letztes Hoch zu halten und zu überschreiten. In diesem Fall spricht man davon, dass der Kurs an einen Widerstand stößt. Die Marktteilnehmer werden vorsichtiger und ziehen es in immer größerer Zahl vor, Gewinne mitzunehmen, anstatt auf weiter steigende Kurse zu setzen. Womöglich fehlen dem Markt die Impulse, die höhere Hochs rechtfertigen würden. Im Allgemeinen bleibt man optimistisch, aber wahre Euphorie kommt auch keine auf. Sollte sich der Kurs wieder den psychologisch wichtigen 100 Euro nähern, könnte es gut sein, dass wieder viele Marktteilnehmer ihre Anteile verkaufen. Natürlich ist auch das Gegenteil möglich, nämlich dass die 100-Euro-Marke mit Dynamik herausgenommen wird, sodass der Kurs weiter steigen kann. In jedem Fall stellen die 100 Euro eine bedeutungsvolle Marke dar, auf die sich die Marktteilnehmer besonders konzentrieren.
Bei fallenden Kursen verhält es sich ähnlich. Die Stimmung am Markt hat sich spürbar eingetrübt. Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise belasten das Unternehmen. Die Marktteilnehmer ziehen es vor, sich von der hoch bewerteten Aktie zu trennen. In der Folge bricht der Kurs ein. Nach ein paar Monaten kostet die Aktie bloß noch 50 Euro. Damit ist der Kurs wieder genau dort angekommen, wo er vor dem großen Anstieg vor über einem Jahr gewesen ist. Da es sich trotz eines schlechteren Marktumfeldes nach wie vor um ein sehr profitables Unternehmen handelt, steht die Aktie bei vielen auf der Watch-List. Man verfolgt sehr genau, ob die 50 Euro als Marke halten. Immer wieder wird sie getestet, mehrere Wochen lang, doch sie hält. Schließlich sorgt die Nachricht eines großen Kundenauftrages dafür, dass der Kurs deutlich anspringt. In diesem Fall handelt es sich bei den 50 Euro um eine Unterstützung. Der Chart macht deutlich, dass in diesem Bereich viele Kauforder liegen. Das heißt natürlich nicht, dass der Kurs genau an dieser Stelle drehen muss. Aber die Wahrscheinlichkeit einer Trendumkehr ist bei einer Unterstützung in der Regel größer als an Punkten, die gewissermaßen im charttechnischen nirgendwo liegen.
Das Chance-Risiko-Verhältnis
Wie du gesehen hast, ist es nicht schwer, den Trend eines Charts zu erkennen. Auch Widerstände und Unterstützungen kannst du in wenigen Sekunden eindeutig identifizieren. Im vorherigen Beispiel hat sich gezeigt, dass sich die 50-Euro-Marke als Unterstützung erwiesen hat. Wichtig ist nun, den Trade so zu gestalten, dass der mögliche Gewinn den möglichen Verlust klar übersteigt. Dabei solltest du dich nicht auf deine spontanen Impulse und Ideen verlassen, sondern bereits im Vorhinein festlegen, an welchen Punkten du was tun wirst.
Stellen wir uns vor, die 50 Euro hätten als Unterstützung nicht gehalten, sodass der Kurs seine Talfahrt ungehindert fortgesetzt hätte. Für diesen Fall sind wir bereit, 5 Euro Verlust in Kauf zu nehmen, sodass unser Stop-Loss bei 45 Euro liegt. Unserer Einschätzung zufolge hat der Kurs jedoch weitaus mehr abgegeben, als angesichts der Nachrichtenlage gerechtfertigt wäre. Eine kräftige Gegenreaktion scheint uns weitaus wahrscheinlicher als ein weiterer Abverkauf. Daher platzieren wir unseren Zielkurs (Take-Profit) bei 70 Euro, was bedeutet, dass wir unsere Position schließen, sobald diese Marke erreicht wird.
Mithilfe des Chance-Risiko-Verhältnisses (CRV) lässt sich nun berechnen, in welcher Relation der potenzielle Gewinn zum Risiko des Trades steht. Für unser Beispiel berechnet sich der potenzielle Gewinn aus der Differenz zwischen Zielkurs und Kaufpreis:
Chance = 70 Euro – 50 Euro = 20 Euro
Das Risiko berechnet sich aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Stop-Loss-Preis:
Risiko = 50 Euro – 45 Euro = 5 Euro
Das CRV erhalten wir, indem wir die Chance durch das Risiko dividieren:
CRV = 20 Euro : 5 Euro = 4
Das CRV gibt Ausschluss darüber, mit wie viel Gewinn wir pro eingesetztem Euro rechnen können für den Fall, dass wir unseren Zielkurs tatsächlich erreichen. Im Beispiel wäre das 4 Euro pro riskiertem Euro. Natürlich weiß niemand, ob dieser Fall eintreten wird. Mithilfe des CRVs lassen sich keine Aussagen über bestimmte Wahrscheinlichkeiten treffen. Für den langfristigen Erfolg bietet das CRV aber dennoch eine gute Grundlage. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Je höher das CRV ist, desto öfter kann man sich Verlust-Trades leisten. In unserem Beispiel könnten wir uns 4 Mal in Folge einen Verlust leisten und müssten erst im 5. Trade erfolgreich sein, um unsere Verluste wieder vollständig auszugleichen (Gebühren werden an dieser Stelle vernachlässigt).
Grundsätzlich solltest du nur Trades eröffnen, deren CRV mindestens 1,5 oder 2 beträgt. Natürlich sind auch wesentlich höhere CRVs möglich. Die entscheidende Frage ist dann, wie wahrscheinlich es ist, dass weiter entfernte Kursziele auch tatsächlich erreichbar sind. Für die Beantwortung dieser Frage lassen sich – im Gegensatz zum Risiko – leider keine Berechnungen anstellen. Wer das Trading lernen möchte, wird nicht umhinkommen, Erfahrungswerte zur Grundlage seiner Trading-Entscheidungen zu machen.
Der gleitende Durchschnitt
Wenn du dich bei einer Handelsplattform wie TradingView oder MetaTrader 5 anmeldest, wird dir gleich die Unmenge an Indikatoren auffallen, die dort zur Auswahl stehen. Indikatoren sind mathematische Formeln, die beim Trading dazu dienen, Einstiegsmöglichkeiten zu generieren. Keine Angst, wer Trading lernen will, muss sich nicht hinsetzen und erst einmal all diese Formel auswendig lernen. Die Vorstellung, die Analyse der Charts zu automatisieren und ohne ganz ohne eigene Analyse zu traden, ist sicherlich für viele verlockend. Um es gleich zu sagen: Den perfekten Indikator, der reihenweise hochprofitable Kaufsignale liefern würde, gibt es nicht.
Als Anfänger solltest du dich nicht von der Fülle der Indikatoren abschrecken lassen. Zu Beginn ist es völlig ausreichend, sich auf weniges zu konzentrieren. Dazu zählen etwa Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslinien. Die meisten Handelsplattformen erlauben es, diese Linien einzuzeichnen. Sie helfen dir, die Unterstützungs- und Widerstandszonen eines Charts besser zu erkennen. Als erster simpler Indikator bietet sich der gleitende Durchschnitt an.
Der gleitende Durchschnitt zeigt, welchen durchschnittlichen Preis ein Vermögenswert in einem bestimmten Timeframe gehabt hat. Bei vielen Tradern sind die 200 Tage ein beliebter Timeframe. Beim Simple Moving Average (SMA) wird entsprechend ein Mittelwert für die vergangenen 200 Schlusskurse gebildet, wobei jeder Schlusskurs gleich in die Berechnung einfließt. Gerade in sehr unruhigen Märkten, in denen sich starke Anstiege und Rücksetzer abwechseln, hilft der gleitende Durchschnitt, den übergeordneten Trend zu erkennen. Der gleitende Durchschnitt glättet Kursextreme, wodurch er die übergeordnete Stimmung der Marktteilnehmer zum Vorschein bringt. Neben dem SMA gibt es auch den Exponential Moving Average (EMA), der die letzten Schlusskurse höher gewichtet, sodass er schneller auf Kursveränderungen reagiert.
Wer traden lernen möchte, fährt zu Anfang gut damit, sich zunächst auf den gleitenden Durchschnitt sowie Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslinien zu konzentrieren. Übrigens sind es genau diese Indikatoren, mit denen auch Investmentbanken und Hedgefonds arbeiten. Du betrachtest den Markt also mit den gleichen Mitteln wie die wahren Profis!
Ein Demokonto nutzen
Da das Trading eine Fertigkeit ist, lässt es sich nur erlernen, indem man selbst tradest. Du kannst dir natürlich hunderte Artikel und Bücher durchlesen oder YouTube-Videos in Endlosschleife schauen. Ein wirkliches Gefühl für den Markt wirst du jedoch nur entwickeln, sofern du selbst als Marktteilnehmer agierst. Wenn du das Trading lernen möchtest, solltest du dich schnell von der Vorstellung verabschieden, durch ein paar Klicks schnelles Geld machen zu können. Gewinne stehen beim Trading erst am Ende eines langen Lernprozesses, bei dem es zunächst nur auf eines ankommt: kein Geld zu verlieren.
Die einfachste Möglichkeit, Verluste zu verhindern, besteht darin, zunächst konsequent mit einem Demokonto zu traden. Ein Demokonto ist bei vielen Online-Brokern fester Bestandteil des Angebots. Du kannst Kurse verfolgen, in Ruhe die Charttechnik kennenlernen und Orders aufgeben. Obwohl du gewissermaßen nur mit Spielgeld handelst, übst du unter realen Bedingungen, da die Software von Demo- und Echtgeld-Konten identisch ist. Dank des Demokontos kannst du dich behutsam an die Märkte herantasten, ohne schmerzhafte Nackenschläge verkraften zu müssen.
Jeder Trader ist verschieden. Es gibt nicht den einen Weg, um an der Börse erfolgreich zu sein. Finde heraus, welche Zeiteinheit am besten zu dir passt, welche Trading-Ideen für dich am besten funktionieren und welche Märkte dir am meisten liegen. Vieles lässt sich nur über Testen und Probieren herausfinden. YouTube, Foren und Blogs sind praktisch, um sich erste Ideen fürs Trading zu holen. Handele sie einfach in deinem Demokonto nach und schau, ob du dich mit ihnen anfreunden kannst und zu welchen Resultaten sie führen.
Ein Trading-Tagebuch führen
Das Demokonto verleitet leicht dazu, aus Spaß irgendetwas zu traden. Doch auch wenn es sich nur um Spielgeld handelt, solltest du den Handel sehr ernsthaft und strukturiert angehen, um die gewünschten Lerneffekte zu erzielen. Disziplin und Geduld gehören zu den wichtigsten Eigenschaften eines Traders. Schon von Anfang an solltest du größten Wert darauf legen, dir immer bewusst zu machen, was du warum tust oder unterlässt. Indem du dir vor jedem Trade die wichtigsten Fragen beantwortest, minimierst du das Risiko, blindlings in den Markt zu stolpern und zum Opfer der eigenen Impulsivität zu werden.
Welche Vermögenswerte möchtest du handeln und welche Finanzinstrumente nutzt du dafür? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit du eine Position eröffnest? In was für einem Timeframe handelst du? Auf welche Weise würdest du einen Trade beenden, manuell oder per Limit-Order? Wie viel Risiko bist du maximal bereit einzugehen? Unter welchen Umständen würdest du darauf verzichten, zu handeln?
Es ist eine gute Übung deiner Disziplin, dir anzugewöhnen, immer Antworten auf diese Fragen parat zu haben. Selbst dann, wenn es nur um virtuelles Geld geht und du eigentlich keine Lust hast, die eigene Strategie zu hinterfragen. Leider neigen Trader dazu, ihren Handel schnell zu vergessen. Daher bietet es sich an, ein Trading-Tagebuch zu führen, in dem du all deine Trades zeitnah dokumentierst. Selbst das beste Setup garantiert nicht den Erfolg eines Trades. Doch oft lässt sich ziemlich leicht feststellen, warum ein Trade nicht erfolgreich gewesen ist. Bist du von deinem Setup abgewichen? Falls ja, warum? Hast du etwas übersehen, beispielsweise die Nachrichtenlage?
Das Trading-Tagebuch ist ein großartiges Analyse-Tool, das dir hilft, Fehler zu identifizieren. Nur wer Fehler erkennt, entgeht dem Schicksal, sie wiederholen zu müssen. Achte darauf, nicht nur die nackten Resultate deiner Trades zu notieren, sondern auch die Gedanken und Gefühle, die zu deinen Entscheidungen geführt haben. Diese Notizen helfen dir, dich als Trader besser zu verstehen. Außerdem erlauben sie dir, zu einem späteren Zeitpunkt idealerweise feststellen zu dürfen, dass du deine alten Fehler komplett überwunden hast.
Das Risiko-Management
Star-Investor Warren Buffett wusste schon, dass es an der Börse vor allem darauf ankommt, kein Geld zu verlieren. Nur wer es schafft, nicht dauerhaft seinen Verlusten hinterherzurennen, kann überhaupt über Gewinne nachdenken.
Das Risiko-Management hat die Aufgabe, den Trader vor großen Verlusten zu schützen, die an den Kapitalmärkten jederzeit möglich sind. Zunächst einmal ist es von größter Bedeutung, dass du nur mit Geld tradest, das du nicht für andere Anschaffungen benötigst und dessen Verlust für dich verschmerzbar wäre. Außerdem kannst du nicht entspannt traden lernen, wenn du davon abhängig bist, als Trader sofort erfolgreich zu sein. Hohe Gewinne sind für den Anfang das völlig falsche Ziel, da es zunächst einzig und allein auf eine stetig steigende Lernkurve ankommt.
Erst nach einer gewissen Zeit wirst du ein Handelssystem gefunden haben, das zu dir passt und zu guten Ergebnissen führt. Nur wenn du dies von dir sagen kannst, lohnt es sich, über einen Wechsel zum Echtgeld-Konto nachzudenken. Um dein Trading-Konto vor schmerzhaften Verlusten zu schützen, stehen dir einige Möglichkeiten zur Verfügung.
Die einfachste und effizienteste besteht darin, sich an strenge Vorschriften für die Positionsgröße zu halten. Professionelle Trader riskieren pro Trade nur 1 bis 2 Prozent ihres Gesamtkapitals. Dadurch schaffen sie es, auch längere Verlustserien locker zu überstehen.
Ebenfalls ein wirkungsvolles Instrument sind Stop-Loss-Orders. Ein Stop-Loss sorgt dafür, dass deine Position automatisch teilweise oder komplett verkauft wird, sollte der Kurs eine bestimmte Marke erreichen. Dadurch bist du insbesondere im Fall eines massiven Kurssturzes davor geschützt, von der gesamten Abwärtsbewegung betroffen zu sein. Einen Haken hat dieses Instrument allerdings, denn niemand kann dir garantieren, dass deine Stop-Loss-Order zu dem angedachten Kurs ausgeführt wird. Besonders Trader, die eine Position über Nacht halten, werden zu Handelsbeginn mitunter von großen Kurslücken überrascht. Doch auch einem Daytrader passiert es, dass der Markt gerade nicht liquide ist und seine Order deshalb erst viel später zu deutlich ungünstigere Kursen ausgeführt werden kann. Nur eine vernünftige Positionsgröße hilft in solch einem Fall, größere Verluste zu begrenzen.
Wenn du als Swing-Trader eine Long-Position gegen kurzfristige Kursstürze absichern möchtest, kannst du entsprechende Optionen kaufen. Der Handel mit Optionen ist ein vergleichsweise kompliziertes Instrument des Risiko-Managements, das viel Wissen und Erfahrung erfordert. Der grundlegende Ansatz lässt sich jedoch leicht verstehen. Eine Put-Option steigt im Wert, wenn der Kurs des ihr zugrundeliegenden Vermögenswerts, beispielsweise einer Aktie, fällt. Auf diese Weise kann sie die Verluste der Aktienposition ausgleichen.
Nachrichten aus Wirtschaft und Politik
Traden lernen beinhaltet weit mehr, als nur die nackten Charts zu analysieren und nach interessanten Formationen zu suchen. Finanzmärkte verhalten sich nicht rational, sondern können schon auf die kleinsten Ereignisse hochemotional reagieren, mit Übertreibungen in beide Richtungen. Das Trading wäre ziemlich entspannt, wenn es nur darum ginge, die stärksten Trends zu identifizieren und entsprechend zu handeln. Es gibt ruhige Marktphasen, immer wieder aber auch solche, die durch eine hohe Schwankungsbreite (Volatilität) gekennzeichnet sind. Hohe Ausschläge nach oben und unten sind für Trader höchst interessant, doch sie müssen auch verstehen, wodurch sie verursacht werden. Ansonsten traden sie ins Blaue hinein.
Auf Unternehmensebene sind es in der Regel die Quartalszahlen, die für stärkere Ausschläge sorgen. Gelingt es dem Unternehmen, die Erwartungen des Marktes zu schlagen oder enttäuscht es seine Anleger? Je nachdem, wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, reagiert der Kurs. Gerade für Swing-Trader, die eine Position nur wenige Tage oder Wochen halten, kann es tödlich sein, solch einen Termin zu übersehen.
Auch die geldpolitischen Entscheidungen der großen Zentralbanken (Fed und EZB) sind wichtig, um die aktuelle Stimmung am Markt zu verstehen. Steigen die Leitzinsen beispielsweise, ist das in der Regel keine gute Nachricht für spekulativere Vermögenswerte wie beispielsweise die Aktien nicht profitabler Unternehmen oder auch Kryptowährungen. Plötzlich werden konservativere Titel interessant, für die sich in der Nullzins-Phase kaum jemand interessiert hat. Auch die Arbeitsmarktdaten, das Wirtschaftswachstum oder die Inflationsrate können den Markt in Atem halten. Es ist vorher bereits bekannt, wann diese Daten veröffentlicht werden, sodass informierte Trader sich nicht überraschen lassen müssen.
Doch auch der vorsichtigste Trader kann nicht ausschließen, dass plötzliche Ereignisse den Markt schocken und zu gewaltigen Kursbewegungen führen. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Terroranschlag, eine Pandemie oder den Ausbruch eines Krieges handelt. Trading zu lernen, bedeutet unweigerlich auch, ein Interesse für das Weltgeschehen und ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Situationen welche Chancen bieten. In besonders unruhigen Zeiten kann es aber auch ratsam sein, einfach etwas zu warten, bis sich der Markt wieder beruhigt.
Häufige Trading-Fehler, die (nicht nur) Anfänger begehen
Das Trading zu lernen, wäre um einiges einfacher, wenn die Marktteilnehmer durch und durch rational handeln würden. Doch trotz aller Trendlinien und Indikatoren wird der Markt vorwiegend von zwei Kräften bewegt: von Angst und Gier. Wer traden lernen möchte, wird sich unweigerlich auch mit der eigenen Angst und der eigenen Gier auseinandersetzen müssen. Diese Emotionen stecken hinter den meisten Fehlern, die Trading-Anfänger begehen. Im Folgenden wirst du einige der häufigsten kennenlernen.
1. Verluste laufen lassen und Gewinne begrenzen
Einer der folgenschwersten Fehler für jedes Trading-Depot besteht darin, Verluste laufen zu lassen. Du hast es zuletzt vielleicht einige Male erlebt, dass ein Kurs genau dann dreht, nachdem du deine Position im Verlust geschlossen hast. Darüber hast du dich so geärgert, dass du dir vornimmst, das nächste Mal einfach zu warten, bis sich der Kurs in die von dir prognostizierte Richtung entwickelt. So nachvollziehbar dieser Impuls auch sein mag, so zerstörerisch ist er für deinen Trading-Erfolg.
Für einen Trader sollte es absolut normal sein, Positionen im Verlust zu schließen, ohne sich deshalb besonders schlecht zu fühlen. Doch gerade Anfängern fällt das schwer. Geld zu verlieren, ist emotional nie angenehm. Es ist zudem bekannt, dass der Schmerz, einen finanziellen Verlust zu erleiden, von Menschen weitaus stärker empfunden wird, als die Freude über einen Gewinn. Wer traden lernen möchte, muss sich seinen Verlustängsten stellen, anstatt trotzig seine Verluste aussitzen zu wollen.
Für einen Investor ist es ganz normal, Verlustphasen auszusitzen und die Kursschwäche für Nachkäufe zu nutzen. Er hat auch die Zeit, in unruhigen Marktphasen einfach abzuwarten. Ein Trader hingegen hat diese Zeit nicht. Ist sein Kapital in einem Verlust-Trade gebunden, steht es ihm nicht mehr zur Verfügung. Mit der Folge, dass er zahllose gute Chancen ungenutzt an sich vorüberziehen lassen muss. Die Grundlage für eine Trading-Entscheidung sollte immer im Chart selbst zu finden sein. Gib deinem Trade eine faire Chance, halte ihm aber auch nicht länger als nötig die Treue, wenn er ein bestimmtes Kursniveau unterschreitet. Spätestens dann sollte der Stop-Loss greifen, falls du die Position nicht manuell schließt. Es ist immer gefährlich, zu überzeugt davon zu sein, dass sich der Kurs in nächster Zeit in eine bestimmte Richtung entwickeln wird. Durch die Begrenzung von Verlust-Trades ersparst du dir viele unnötige Dramen.
Wenn du merkst, dass dein Trading vom Prinzip Hoffnung („Der Kurs wird schon wieder steigen!“) bestimmt wird, gehst du nicht offen mit deinen Verlustängsten um. Diese spielen auch eine große Rolle, wenn Gewinne zu frühzeitig gesichert werden. Der Trader ist nicht überzeugt von seinem Trade und lässt ihm daher nicht die Luft für weitere Zugewinne. Und das, obwohl die Zielzone des Trades noch längst nicht erreicht ist und auch die Dynamik der Aufwärtsbewegung stimmt. „Was man hat, hat man“, denkt er und verkauft nicht nur einen Teil, sondern seine komplette Position mit kleinem Gewinn. Doch wer seine Verluste laufen lässt und seine Gewinne zu früh beschneidet, hat dauerhaft kaum eine Chance, als Trader erfolgreich zu sein. Daher bietet es sich an, seine erzielten Gewinne mit den erlittenen Verlusten ins Verhältnis zu setzen. Sollten deine Gewinne deine Verluste deutlich übersteigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass du einen oder beide der beschriebenen Fehler begehst.
2. Mit zu großen Positionen traden
Wer zu Beginn eines Handelstages einfach eine Aktie kauft und kurz vor Handelsschluss schaut, wie sich der Kurs seither entwickelt hat, wird eine Veränderung erkennen. Manchmal wird sie recht deutlich ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass gar nicht so viel passiert ist und die prozentuale Änderung sich in engen Grenzen hält. Gerade für Anfänger ist das oft zu wenig, da sie sich für ihr Trading-Konto markante Veränderungen wünschen. Am liebsten soll es natürlich nach oben gehen, und zwar so schnell wie möglich!
Sie haben das Gefühl, dass sich das Traden „lohnen“ müsse. Angesichts dessen traden sie oft mit viel zu großen Positionen. Wer mehrere 10.000 Euro in einen bestimmten Wert steckt, kann gutes Geld verdienen, auch wenn sich der Kurs kaum gerührt hat. Das stimmt zwar, gilt genauso natürlich aber auch für den Fall, dass man Geld verliert. Es ist praktisch unmöglich, entspannt und strategisch zu traden, wenn man mit zu großen Summen tradet. Kommt der Kurs ins Schlingern, um schließlich in den freien Fall überzugehen, verliert man nicht nur ein paar Euro pro Minute, sondern schnell sehr viel mehr. Man kann der eigenen Verarmung gewissermaßen zuschauen. Spätestens dann übernimmt die Angst das Zepter und man schließt die viel zu große Position, um weitere schmerzhafte Verluste zu verhindern. Kleinere Positionsgrößen lassen sich emotional deutlich besser handeln für den Fall, dass die Kurse nicht in die gewünschte Richtung laufen.
3. Mit zu großem Hebel traden
Ein sehr ähnlicher Anfängerfehler besteht darin, mit zu großen Hebeln zu traden. Hebel sind Multiplikatoren, die dafür sorgen, dass schon kleine Kursveränderung des Basiswertes zu großen Veränderungen führen können. Wer beispielsweise mit einem Hebel von 5 tradet, macht 5 Prozent Gewinn, wenn der Basiswert um 1 Prozent steigt. Das gilt für den Verlustfall natürlich genauso. Je höher der Hebel ist, desto heftiger wird eine Position auf den Kursverlauf reagieren. Sensationelle 30 Prozent Gewinn kann jemand einstreichen, der 30-fach gehebelt einen Basiswert tradet, dessen Kurs sich lediglich ein langweiliges Prozent bewegt hat.
Die Verlockung des schnellen Geldes ist beim gehebelten Trading besonders groß. Doch auch hier ist es natürlich ohne weiteres möglich, dass der Trade nicht funktioniert. Sollte der Kurs sogar deutlicher ins Rutschen kommen, weil zum Beispiel unerwartet eine schlechte Nachricht eingetrudelt ist, ist ein Totalverlust vorprogrammiert. Sehr hohe Hebel stellen nicht nur für die Konten von Anfängern eine große Bedrohung dar. Auch erfahrene Trader verzichten gerne auf die Chancen des übermäßig gehebelten Handels, weil ihnen die Risiken einfach zu groß sind.
4. Das Glück erzwingen wollen
Trading lernen beinhaltet unweigerlich auch, mit Durststrecken zurechtkommen zu müssen. Du kaufst einen interessanten Wert und schon fängt der Kurs zu fallen an. Lange braucht es nicht und du bist schon ausgestoppt worden. Kurz nachdem beginnt der Kurs, genau die von dir prognostizierte Bewegung zu machen. Du ärgerst dich über deinen Verlust, der nun längst ein satter Gewinn gewesen wäre. Auch der zweite Trade läuft nicht wie gewünscht. Du bist zwar im Plus, doch die erwartete Aufwärtsdynamik bleibt aus. Erst langsam, dann immer heftiger beginnt der Kurs zu fallen, bis du wieder ausgestoppt worden bist. Deine Unzufriedenheit wächst weiter. Irgendwann muss es doch einmal klappen, denkst du, und eröffnest eine weitere Position. Mit welchem Ergebnis? Natürlich: Schon nach kürzester Zeit wirst du wieder ausgestoppt. Diese Negativ-Dynamik ist natürlich noch einmal um einiges unangenehmer, wenn du ohne jedes System tradest, weil du dann schnell noch viel größere Verluste anhäufst.
Solche Durststrecken muss jeder Trader durchleben, egal wie erfahren er auch sein mag. Geld zu verlieren, zeichnet nicht den schlechten Trader aus, sondern das Trading an sich. Doch selbst dann, wenn man seinem System treu geblieben ist, gibt es einfach Tage, an denen nichts funktioniert. Besonders für Anfänger sind diese Tage gefährlich. Sie rechnen ihre Verluste zusammen und würden sie gerne beseitigen, am besten natürlich mit einem einzigen, besonders riskantem Trade. Je mehr Verlust-Trades man hat einstecken müssen, desto verlockender wird es, das Blatt endlich zu wenden. Im Alltagsleben hat dieses psychologische Muster seinen guten Sinn. Wenn beispielsweise jemand zu lange hat einstecken müssen, kann es für so eine Person sehr befreiend sein, endlich einmal aus sich herauszugehen und seine Meinung zu sagen. Beim Trading sind solche Befreiungsschläge hingegen tödlich. Der Markt ist nicht dein Feind, der dir deinen rechtmäßigen Gewinn vorenthielte, auch wenn es sich für dich oft so anfühlen mag. Wenn du merkst, dass dein Handel gerade nicht funktioniert, ist es daher besser, erst einmal eine Pause zu machen und Abstand vom Trading zu gewinnen.
Bist du wieder freier im Kopf und verspürst wieder die Lust, dich ins Marktgeschehen zu stürzen, ist es wichtig, dass du den Handelstag mental wieder bei 0 anfängst. Das heißt, dass du heute nicht versuchst, die Verluste von gestern aufzuholen. Wer so denkt, tradet unter negativen Vorzeichen und macht sich schnell Vorwürfe, besonders dann, wenn der Markt auch am nächsten Tag in die falsche Richtung läuft. Aus diesem Verlustdenken kann leicht eine Negativ-Spirale entstehen. Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, Verlust-Trades als solche zu akzeptieren und sie nicht um jeden Preis durch Gewinnen egalisieren zu wollen. Wer in sich das Bedürfnis nach Revanche-Trades verspürt, sollte seine Aufmerksamkeit besser erst einmal anderen Dingen als dem Traden widmen. Denn Trading unter diesen Vorzeichen macht einfach keinen Spaß mehr.
5. Overtrading
Der Beruf des Bäckers besteht darin, leckere Backwaren zu produzieren. Eine Sekretärin hat die Aufgabe, sich um die eintreffenden Mails zu kümmern und anstehende Meetings zu koordinieren. Und die Aufgabe eines Gärtners beinhaltet beispielsweise, die Grünanlagen seines Auftraggebers zu pflegen und von unliebsamem Unkraut zu befreien. Alle diese Menschen wissen zu Beginn eines jeden Arbeitstages ziemlich genau, was sie erwarten wird. Ob sie nun in der Bäckerei, im Büro oder Garten arbeiten: Sie können sofort loslegen und sich in ihre Arbeit vertiefen. Die Arbeit des Traders lässt sich mit diesen Berufen jedoch nur teilweise vergleichen. Viele seiner Aufgaben fallen jeden Tag an. So wird er sich beispielsweise regelmäßig darüber informieren müssen, welche Themen die Märkte gerade bewegen. Auch der Blick darauf, wie sich seine Positionen entwickeln, gehört für ihn zu den selbstverständlichen Routinen. Zu diesen zählt ebenfalls die Suche nach interessanten Einstiegsmöglichkeiten.
Mit Blick auf die Kerntätigkeit des Traders, den eigentlichen Handel, sieht es jedoch anders aus. Der Trader kann sich nicht einfach hinsetzen und Trading-Positionen eröffnen, so wie der Bäcker einfach damit loslegen kann, Brote zu backen. Ob der Markt aus Trading-Sicht überhaupt interessant ist, entscheidet nicht die Lust des Traders, sondern der Markt selbst beziehungsweise die Signale, die sich in den Charts ablesen lassen. Natürlich ist es auch problemlos möglich, einfach irgendetwas zu traden, weil man das Gefühl haben möchte, etwas zu tun. Gemessen an seinen Anforderungen kann ein Bäcker leicht feststellen, ob er zu wenig oder zu viel Brote gebacken hat.
Beim Trading bringen solche quantitativen Zielsetzungen jedoch nichts. Im Gegenteil können sich leicht dazu führen, dass man dem Overtrading verfällt, sprich: zu viel und zu emotional tradet. Ob sich das Trading gerade lohnt, sollte vor allem von zwei Faktoren abhängen: vom eigenen Handelssystem und von den charttechnischen Signalen des Charts. Erst durch diese beiden Faktoren lässt sich überhaupt bestimmen, ob der Markt gerade interessante Chancen bietet oder nicht. Insofern ähnelt das Trading sehr dem Angeln. Der Angler kann zwar vieles bis zur Perfektion planen und vorbereiten. Ob der Fisch dann aber letztlich auch anbeißt, entzieht sich seinem Willen. Genauso wie der Angler wartet der Trader oft einfach darauf, dass der Markt ihm spannende Chancen gibt. Unweigerlich wird es auch Markttage geben, an denen nicht viel passiert. An einem solchen Tag einfach nichts zu tun, zeichnet den erfahrenen Händler aus, während sich der Anfänger gerne seinen spontanen Impulsen hingibt, um auf diese Weise künstlich Spannung zu erzeugen.
6. Auf den Hype-Zug aufspringen
Wenn du regelmäßig verfolgst, welche Aktien besonders viel gehandelt werden, wirst du sicherlich auch immer wieder welche finden, die unfassbar gut performen. Zugewinne im zweistelligen, manchmal sogar im dreistelligen Prozent-Bereich kommen immer wieder vor. Besonders drastische Beispiele für Kurskapriolen dieser Art haben Anfang 2021 die Aktien von AMC Entertainment und GameStop geliefert, die innerhalb weniger Tage um mehr als tausend Prozent gestiegen waren. Aus Sicht eines Traders sind solche schwindelerregenden Zugewinne natürlich faszinierend. Es ist ungemein verlockend, sich vorzustellen, wie viel Geld man gemacht hätte, wenn man zum Zeitpunkt X eingestiegen wäre.
Das Problem ist, dass man die meisten Hypes erst dann bemerkt, nachdem der Zeitpunkt X schon lange Geschichte ist. Gut möglich, dass der Kurs noch weiter deutlich steigt. Doch je weiter er zulegt, desto dünner wird die Luft für weitere Zugewinne. Spätestens dann, wenn die ersten Marktteilnehmer damit beginnen, sich im großen Stil von ihren Anteilen zu trennen, weicht der Traum vom schnellen Geld der nackten Verkaufspanik. Daraus resultieren Kursverluste, die meist ebenso drastisch ausfallen wie die vorangegangenen Zugewinne. Wer das Traden lernen möchte, sollte unbedingt einen großen Bogen um Hypes jeder Art machen, die sich charttechnisch leicht an den fast schon senkrechten Kursanstiegen erkennen lassen. Solche Fahnenstangen werden früher oder später immer abverkauft. Wer der Verlockung nicht widerstehen kann und als einer der letzten auf den Hype-Zug aufspringt, wird in der Regel besonders hart getroffen. Die Hype-Titel, die einige Glückliche in kürzester Zeit reich machen, sind oftmals die gleichen, die in den Depots anderer eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
Damit dir das nicht passiert, solltest du dich bei jeder stärkeren Kursbewegung fragen, ob sie fundamental gerechtfertigt ist. Übernimmt ein Unternehmen beispielsweise ein anderes, treibt das den Aktienkurs des Übernahmekandidaten im Normalfall in die Höhe. Der vom Interessenten gebotene Preis pro Aktie liegt deutlich über dem aktuellen Kurs, weshalb es zu einem sprunghaften Anstieg kommt, der durch die neuen Umstände auch völlig gerechtfertigt ist. Bei Hype-Titeln lassen sich solche Gründe oftmals nicht finden. Oder sie kommen vor, führen aber zu viel zu gewaltigen Kurssprüngen, die sich irgendwann verselbstständigen. Solche Bewegungen lassen sich durch nichts anderes als die reine Lust an der Spekulation erklären. Das macht es so schwer, ihre Kursverläufe rational zu greifen. Wenn du erfolgreich traden lernen möchtest, solltest du nach Möglichkeit auf Hype-Titel verzichten, auch wenn es gerade diese Titel sind, die in den Medien besonders viel Aufmerksamkeit erfahren und für spannende Storys sorgen.
Schlussbemerkung
Von Sonnenbrillen, perfektem Karibik-Wetter und dicken Autos war in dieser kleinen Einführung nicht die Rede. Stattdessen konnte sie dir hoffentlich einen ersten Eindruck davon vermitteln, was es braucht, um das Trading zu lernen. Die wichtigste Eigenschaft eines Traders besteht ironischerweise darin, nicht darauf aus zu sein, was das Trading in den Augen vieler so verlockend macht: das schnelle Geld. Zentral sind vielmehr Geduld, Disziplin, Selbstreflexion und die Bereitschaft, immerzu Neues zu lernen. Für einen Trader ist es außerdem von nicht zu unterschätzender Bedeutung, sich für wirtschaftliche und politische Zusammenhänge in all ihren Facetten zu interessieren, da das Trading nie im luftleeren Raum stattfindet. Bringst du all diese Eigenschaften mit, hast du gute Chancen, einmal als Trader erfolgreich zu sein.
Mit der Börse kam David Warney das erste Mal im Alter von 15 in Kontakt. Er begann seine Ausbildung in einer Vermögensverwaltung und arbeitete dort insgesamt 8,5 Jahre. Bis heute hat er die Leidenschaft für die Börse nicht verloren und ist heute noch immer Trader, Investor und Unternehmen. Primär tradet er Devisen, DAX und US-Aktien.