Das Trend-Trading ist wohl die erste Methode, auf die wir stoßen, wenn wir beginnen uns mit dem Handel an der Börse zu beschäftigen. Ziel des Trend-Tradings ist es aktuelle Tendenzen zu erkennen und dies dann in profitable Trades umzusetzen.
In diesem Artikel geben wir dir einen ersten Überblick über das Trend-Trading und geben dir eine klassische Vorgehensweise an die Hand, mit der du bereits erste Trades im Trend Trading umsetzen kannst.
An dieser Stelle müssen wir jedoch ganz klar darauf hinweisen, dass erfolgreiches Trading viel Übung und Erfahrung voraussetzt. Auch wenn die Techniken, die wir in diesem Artikel vorstellen grundsätzlich für die Umsetzung profitabler Trades dienen können, so ist stets eine umfassende Auswertung der eigenen Vorgehensweise notwendig, um möglichst effizient neue Erkenntnisse zu sammeln und somit das eigene Trading zu verbessern.
Trend Trading nach Markttechnik
Wir nehmen in diesem Artikel Bezug auf das markttechnische Trading, wie es im „Das Große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt beschrieben wird.
Die Markttechnik ist grundlegend keine spezielle Form des Trend-Tradings, sondern definiert zunächst die Begriffe der Trendanalyse, die einen unmissverständlichen Austausch mit anderen Tradern ermöglicht.
Die Trenddefinition und die Definition, wann ein Trendwechsel stattfindet, sind klassische Überlegungen, die bis auf Charles Dow zurückreichen. Daraus haben sich im Laufe der Jahrzehnte unterschiedliche Herangehensweisen abgeleitet.
Für einen umfassenderen Einblick in die Markttechnik, empfehlen wir dir, wie bereits erwähnt, „Markttechnik“ von Michael Voigt. Das Trend-Trading nach Markttechnik ist hier nur ein kleiner Teil des Buches. Zusätzlich bekommst du neben einer spannenden Geschichte auch viel Fachwissen an die Hand, das dir ein besseres Marktverständnis ermöglicht.
Was ist ein Trend?
Bevor wir uns mit konkreten Handelsregeln auseinandersetzen können, müssen natürlich zunächst die Begriffe geklärt werden und die Trenddefinition muss klar sein.
Begriffe
Ein Trend besteht immer aus zwei wesentlichen Teilen. Die Bewegung und die Korrektur.
Betrachten wir uns einen Chart, wo ein sauberer Trend vorliegt, dann ist eine vorherrschende Richtung des Kursverlaufs zu erkennen. Dieser Kursverlauf ist nicht linear, sondern es wechseln sich einzelne „Schwünge“ ab.
Ein Schwung in die vorherrschende Kursverlaufsrichtung wird als Bewegung bezeichnet und ein Schwung entgegen der vorherrschenden Kursverlaufsrichtung wird als Korrektur bezeichnet.

Eine Bewegung setzt den Trend dabei immer fort und eine Korrektur unterbricht eine zuvor erfolgte Bewegung. Die Handelsspanne (die messbare Punktespanne eines Schwungs) einer Korrektur in einem intakten Trend fällt dabei immer kleiner aus als die Handelsspanne der Bewegung. Ist dies nicht der Fall, dann ist der bisherige Trend nicht mehr intakt.
Oft unterscheiden sich Bewegung und Korrektur auch in ihrer Dynamik.
Eine Bewegung verläuft häufig sehr sauber und mit kleinen Unterbrechungen. Eine Korrektur hingegen verläuft häufig viel unsauberer.
Ein unsauberer Kursverlauf mit vielen Richtungsänderungen lässt sich dann als korrektiv bezeichnen und gibt bereits Aufschluss darüber, wo die starke Richtung liegen könnte.
Trenddefinition und Punktezählung
In der markttechnischen Trendanalyse findet die sogenannte Punktezählung Anwendung. Dabei werden dem Startpunkt sowie den Hochs und Tiefs eines Trends Punkte zugeordnet, die dann die 1-2-3 Punktezählung ergeben.
Der Punkt 1 – P1 bildet dabei immer den Startpunkt eines Trends.
Der Punkt 2 – P2 kennzeichnet stets das Ende einer Bewegung. In Aufwärtstrends liegt ein neuer P2 immer am neuen Bewegungshoch und in einem Abwärtstrend liegt ein neuer P2 immer am neuen Bewegungstief.
Der Punkt 3 – P3 kennzeichnet demzufolge stets das Ende einer Korrektur. In Aufwärtstrends liegt der P3 immer am neuen Korrekturtief und in einem Abwärtstrend liegt ein neuer P3 immer am neuen Korrekturhoch.
Ein Trend ist dann gegeben, sobald es möglich ist, diese Punkte hier im Chart einzuzeichnen: 1-2-3-2.

Ein neuer Aufwärtstrend startet unten mit dem P1. Am ersten Verlaufshoch entsteht ein neuer P2. Nach dem Ende der Korrektur und dem Überschreiten des letzten P2 lässt sich dann klar das Korrekturtief P3 und ein neuer P2 definieren.
Ein Punkt, der sich noch nicht eindeutig definieren lässt, weil noch nicht abzusehen ist, ob der Markt noch weiter in die jeweilige Richtung läuft, wird zusätzlich mit einem Fragezeichen markiert und dann beispielsweise so geschrieben: P2? oder so P3?.
Trendbruch und Trendumkehr
Wichtig für das Trend-Trading ist es richtig erkennen zu können, wann ein Trend nicht mehr intakt ist und wann sich ein neuer Trend in die Gegenrichtung etabliert hat.
Ein Trendbruch erfolgt, sobald der P3 eines vorangegangenen Trends über- oder unterschritten wird.
Das bedeutet allerdings noch nicht, dass hier bereits eine Trendumkehr stattgefunden hat!
Hat sich noch kein neuer Trend gemäß der oben beschriebenen Definition ausgebildet, dann liegt eine trendlose Phase vor. Hier lassen sich dann die Handelsregeln für das klassische Trend Trading nicht anwenden.
Eine Trendumkehr findet statt, sobald der vorangegangene P3 über- oder unterschritten wird und sich dann ein neuer Trend gemäß oben beschriebener Trenddefinition (1-2-3-2) ausmachen lässt.

Trend im Trend – Zeiteinheiten
Du hast nun die wichtigsten Begriffe zur Trendanalyse gelernt und dir ist jetzt bekannt, was ein Trend ist. Du bist nun sogar in der Lage, Trendbrüche und Trendumkehren zu erkennen.
Nun kommen wir zu einer grundlegenden Voraussetzung für unsere Einstiegsvariante einer Trend-Trading-Strategie, die wir dir im Anschluss noch genauer erklären.
Wir setzen an dieser Stelle einmal voraus, dass du bereits weißt, wie ein Chart aufgebaut ist und was Zeiteinheiten sind. Dies würde hier an dieser Stelle leider zu weit führen.
Wenn du dir einen Chart betrachtest, dann ist dieser auf einer bestimmten Zeiteinheit eingestellt. Die meisten Handelsprogramme bieten dir die Möglichkeit, verschiedene Zeiteinheiten für die Chartdarstellung einzustellen.
Somit ist natürlich klar, dass eine Bewegung oder eine Korrektur in einer kleineren Zeiteinheit betrachtet, ebenfalls in einer Trendstruktur verlaufen kann.

Bleiben wir bei unserem Beispielchart, der in der Zeiteinheit H1 dargestellt ist, dann ist im blauen Rechteck eine schöne Bewegung zu erkennen.
Schalten wir jedoch in die kleinere Zeiteinheit M5, dann lassen sich auch hier Trendstrukturen erkennen, auf die wir die gleiche Analysemethode anwenden können, wie wir sie oben bereits beschrieben haben.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein Trend, den wir gerade auf einer bestimmten Zeiteinheit definiert haben, auf einer größeren Zeiteinheit ebenfalls nur ein Bestandteil einer Bewegung oder einer Korrektur ist.
Dies nennt man das Zusammenspiel der unterschiedlichen Zeiteinheiten oder Trend im Trend.
Somit verwundert es auch nicht, dass wir Trendbrüche beobachten, es dann im Anschluss doch wieder in die vorherige Richtung weiter geht. Dies hängt damit zusammen, dass vielleicht auf der größeren Zeiteinheit der Trendbruch nur ein Teil einer Korrektur war und nun der übergeordnete Trend wieder aufgenommen wird.
Über diese Form der Analyse lässt sich ein ganzes Seminar bestreiten. Du solltest jedoch jetzt bereits erahnen können, dass dir die richtige Einordnung der aktuellen Trendsituation über alle Zeiteinheiten hinweg und mit Betrachtung der unterschiedlichen Trenddynamiken (Bewegung und Korrektur) eine hervorragende Einschätzung der aktuellen Lage ermöglicht.
Trend Trading – Einstieg aus der Korrektur
Bevor wir mit unserem sehr einfachen Ansatz zum Trend Trading starten, möchten wir nur noch einmal einen Hinweis geben.
Diese Technik ist nur als Inspiration gedacht ist, auf deren Basis du für den beschriebenen Fall deine konkreten Handelsregeln mit Stop Loss, Zielfestlegung und Risiko- und Moneymanagement definieren kannst. Hier alle notwendigen Aspekte für die Tradeumsetzung mit einzubeziehen, würde den Rahmen sprengen.
Generell gilt nicht ohne einen konkreten Plan einfach irgendwelche Aktionen an der Börse durchzuführen.

Wir fokussieren uns beim Einstieg aus der Korrektur darauf in eine bereits etablierte Trendrichtung zu handeln. Die Einstiegslogik ist jedoch auch in anderen Bereichen einsetzbar.
Um Trendkonform zu handeln, muss zunächst ein intakter Trend nach oben beschriebener Trenddefinition vorhanden sein.
Nun gilt es zunächst eine Korrektur abzuwarten. Dazu muss sich der Kurs deutlich erkennbar vom letzten Punkt 2 entfernt haben.
Um aus der Korrektur Trades zu planen, nutzen wir dann die Definition der Trendumkehr auf einer niedrigeren Zeiteinheit.
In unserem Beispiel analysieren wir den Trend im H1 Chart. Ist ein Trend gegeben und setzt die Korrektur ein, dann schalten wir in den M5 Chart. Hier ist nun die Korrektur als sehr unsauberer Trend zu erkennen.

Findet nun eine Trendumkehr statt, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Korrektur beendet sein könnte und sich der übergeordnete Trend auf H1 nun fortsetzt.
Natürlich besteht dabei die Gefahr, zu früh einzusteigen und öfter ausgestoppt zu werden. Um dies zu umgehen, sind die Fibonacci Retracements ein sehr gutes Mittel. Hierbei handeln wir ausschließlich untergeordnete Trendumkehren, nachdem der H1 Trend zum Beispiel mindestens bis zum 38,2er Fibonacci Retracement korrigiert ist. Kleinere Korrekturen werden erst gar nicht genauer beobachtet.
Für mehr Informationen über Fibonacchi Trading empfehlen wir dir den Artikel von Algo-Camp.de: Fibonacci Trading: Erfolgreich einsetzen und profitieren.
Der Einstieg in einen Trade in Trendrichtung erfolgt in der Regel, wenn die Trendumkehr gerade erfolgt. Das bedeutet, der Einstieg wird so geplant, dass bei Ausführung der Order die Trendumkehr erst gegeben ist.
Das hat den großen Vorteil, dass du immer technisch sauber in einen Trade einsteigst und eine wiederholbare Einstiegslogik hast. Es ist natürlich auch nicht immer so sauber wie in unserem Beispiel.
Für das weitere Management des Trades gibt es viele Möglichkeiten. Für das Trend -Trading aus der Korrektur heraus ist es zum Beispiel möglich, den Trade nur kurzfristig bis zum letzten Punkt 2 des größeren Trends zu halten.
Der eigentliche Vorteil beim Trend Trading aus der Korrektur heraus besteht jedoch darin einen frühen Einstieg zu bekommen, den Trade dann aber trotzdem über den größeren Trend zu verwalten und den Stop Loss beispielsweise dann immer über einen neuen Punkt 3 nachzuziehen.
Unterschiedliche Managementvarianten und viel zusätzliches Fachwissen findest du im Buch „Das beliebte Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt, das wir dir weiter oben schon empfohlen haben.
Mit diesem Artikel hast du nun einen ersten Einblick in das Trend-Trading erhalten. Das Verständnis zum Trendaufbau und eine saubere Trendanalyse sind die absolute Basis für erfolgreiches Trading und das wird dich deine gesamte Tradingkarriere begleiten.
Es lohnt sich daher, wenn du dich weiter intensiv mit dem Thema beschäftigst.
Viel Erfolg dabei wünscht dir das Team von Trading-Kings!
Mit der Börse kam David Warney das erste Mal im Alter von 15 in Kontakt. Er begann seine Ausbildung in einer Vermögensverwaltung und arbeitete dort insgesamt 8,5 Jahre. Bis heute hat er die Leidenschaft für die Börse nicht verloren und ist heute noch immer Trader, Investor und Unternehmen. Primär tradet er Devisen, DAX und US-Aktien.